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QUEST FOR WOMEN*
Am 22. Oktober 2023 organisierten Ewa Maria Slaska und Krystyna Koziewicz einen Frauenausflug im Rahmen des von VIA finanzierten Projekts „Quest for Women*“.
Am schönen sonnigen Oktobertag trafen sich vor dem Sputnik-Kino in Hasenheide 10 Personen. Der Ausflug begann vor Ort – dort steht seit 15. September 2022 eine Gedenkstelle für Lotte Hahm (geb. 1960, gest. wahrscheinlich 1967), eine lange Zeit vergessene Aktivistin des Lesben-, Trans- und Gaysleben in Berlin und auch in Deutschland. Hier gab es in den 20ern des 20. Jahrhunderts berühmtesten Frauen Klub Berlins „Damenklub Violetta“.
Während des Kriegs war Hahm zuerst verfolgt und dann in einem Arbeitslager inhaftiert. Nach dem Krieg kam sie zurück in Berlin und gründete wieder eine Einrichtung für Lesben, ein Frauenlokal auf dem Spittelmarkt in Ostberlin. Sie zog dann in Westen und gründete in der Oranienstraße 162 einen Frauenklub, der bis 70ern frequentiert wurde (heute befindet sich dort das Theater Max und Moritz).
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In Gneisenaustr. 41 befindet sich eine berühmte Schauspiel-, Theater- und Filmschule „Reduta“, gegründet 1983 von einer polnischen Schauspielerin und Regisseurin Teresa Nawrot. Seit 1971 war Nawrot von einem berühmten Erneuerer des polnischen und europäischen Theaters, Jerzy Grotowski aus Warschau nach Wrocław geholt. Sie blieb dort 10 Jahre als seine Schauspielerin, Assistentin und letztlich auch Nachfolgerin, dann wanderte sie in den Westen aus und fasste Fuß in Berlin. Ihre Schule, wo sie zuerst die pure Technik der Grotowski lehrte und jetzt eine eigene, die auf dem Meisterbeispiel nur basiert, floriert, die Adepten stehen Schlange, um bei Teresa studieren zu dürfen und die Theater, um sich die Teresas Absolventen zu schnappen.
Gleich um die Ecke beginnt die Bergmannstrasse. Nur wenige Eingeweihte wissen, dass die berühmte Kreuzberger Straße, oft Kreuzbergs Broadway genannt, eine „Frauenstraße“ ist. Dessen gab es in Kreuzberg nur 12 und dazu kommt auch die Bergmann. Es war eine sie, Marie Louise Bergmann (1774-1854), Ehefrau eines Guts- und Weinbergsbesitzers, der seit Endes des 18. Jahrhunderts hier auch eine Fuhr-Ausleihe führte. Und gerade dafür brauchte er eine Straße, die schon 1837, also noch zu ihrer Lebzeiten nach Marie Louise Bergmann genannt wurde. Wir wissen von ihr ganz wenig, die Lebensdaten sind vielleicht anders gewesen, ein Porträt von ihr, das man im Netz findet, ist auch nicht von ihr, aber wir wissen, dass sie, schon verwitwet, den Familien-Bussinness weiter führte und eine der ersten Frauen in ganz Berlin war, nach der eine Straße genannt wurde.
Die ganze Südseite von Bergmannstraße ist von Friedhöfen belegt, die hier nach und nach im Laufe der 19. Jahrhunderts entstanden sind. Wir begeben uns auf den Alten Luisenstädtische-Friedhof und suchen dort eine interessante Grabskulptur, die im Volksmund „Oma Oppermann“ genannt wird. Sie hieß Charlotte Oppermann (1904-1984). Die Skulptur wurde schon 1984 von Charlottes Sohn, Ernst Leonhardt gefertigt.
Unterwegs besichtigen wir auch Urnen-Grab von Ewa Samborska (1958-2005), einer jungen Polin, der jemand auf der herzförmige Granitplatte auf Polnisch ein Vers von Emily Dickinson eingravieren lässt:
Ci, których kochamy, nie umierają nigdy,
bo miłość jest nieśmiertelna.
(Die geliebt werden, können nicht sterben,
Denn Liebe bedeutet Unsterblichkeit)
Leider kommt die Person, die es mal auf diesem Grab schreiben lässt, schon seit langem nicht mehr hierher. Die Herzplatte ist gebrochen.